(Kiel)  Nach einem Urteil des Bundessozialgerichts vom 5. Mai 2009 kann eine Krankenkasse von einem Vorstandsmitglied Ersatz des Schadens verlangen, der ihr durch die Manipulation ihrer Bilanzen entsteht.

Darauf verweist der Nürnberger Steuerfachanwalt Dr. Norbert  Gieseler, Vizepräsident der DASV Deutsche Anwalts- und Steuerberatervereinigung für die mittelständische Wirtschaft e. V. mit Sitz in Kiel, unter Hinweis auf ein Urteil des Bundessozialgerichts vom 05.05.2009 – Az.: B 1 KR 9/08 R.


In dem Fall verschob die Beklagte als alleiniger Vorstand der Betriebskrankenkasse (BKK) L. Anfang 1997 in der BKK-Bilanz eine Vielzahl von bereits im Jahr 1996 angefallenen Rechnungspositionen in das Jahr 1997, um das hohe Defizit zu verschleiern und einer Schließung der BKK L. vorzubeugen. Die Passiva in der Bilanz hätten bei ordnungsgemäßer Verbuchung um ca. 5,8 Mio. DM höher ausfallen müssen und 1997 zu Beitragssatzerhöhungen geführt. Andere BKKn vereinigten sich in Unkenntnis dieser Manipulationen zum 1. Januar 1998 mit der BKK L. zu einer neuen BKK, der ursprüng¬lichen Klägerin.


Diese neue BKK übernahm die Beklagte zunächst als Regionalleiterin und beendete die Anstellung nach Aufdeckung der Vorgänge fristlos. Die jetzige Klägerin ist nach weiteren Fusionen Rechtsnachfolgerin der ursprüng¬lichen Klägerin. Während das Sozialgericht Halle die Beklagte an¬tragsgemäß auf Zahlung von 265.645,94 Euro Schadensersatz (Teil einer Gesamtforderung von ca. 15,6 Mio. DM) wegen vorsätzlich sittenwidriger Schädigung der Klägerin verurteilt hat, hat das Landes¬sozial¬gericht Sachsen-Anhalt auf die Be¬rufung der Beklagten hin den Haftungsbetrag auf 51.129,19 Euro reduziert: Zwar habe die Beklagte bei der Anbahnung des An¬stellungsvertrages mit der fusionierten BKK Aufklärungspflichten verletzt, doch treffe die BKK-Seite ein mit 4/5 zu bewertendes Mitverschulden.


Der 1. Senat des Bundessozialgerichts hat am 5. Mai 2009 im Verfahren B 1 KR 9/08 R auf die Revision der klagenden BKK hin das erstinstanzliche Urteil wiederhergestellt und die Revision der Beklagten zurückgewiesen, betont Gieseler.


Die Klägerin verlange zu Recht u.a. Ersatz des Schadens, der bereits der BKK L. durch die Manipulation ihrer Bilanz für das Jahr 1996 entstand. Die BKK L. konnte den Schadensersatz wegen Verletzung von Pflichten des Anstellungsvertrags verlangen. Denn die Be¬klagte verschwieg ihre verfälschenden Eingriffe in die BKK-Bilanz im Jahre 1997 und verletzte damit fortgesetzt und vorsätzlich gegenüber ihrer damaligen Arbeitgeberin die Pflicht, zutreffend über die Vermögenssituation der BKK zu informieren. Dadurch unterließ die BKK L. rechtlich an sich gebotene Beitragssatzerhöhungen, und es entgingen ihr Beitragseinnahmen, die sie später nach der Kranken¬kassen-Fusion nicht mehr realisieren konnte. Der Schadensersatzanspruch ist auf die Klägerin im Rahmen der Rechtsnachfolge übergegangen. Die BKK L. traf keinerlei Mitverschulden.
Gieseler mahnte, das Urteil zu beachten und verwies  bei Fragen u. a. auch auf die  DASV Deutsche Anwalts- und Steuerberatervereinigung für die mittelständische Wirtschaft e. V. – www.mittelstands-anwaelte.de


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Dr. Norbert Gieseler
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