OLG Hamm, Beschluss vom 24.11.2021, AZ 30 U 114/21

Aus­gabe: 10/11–2021

1.Art. 240 §§ 1–7 EGBGB lassen die Pflicht des gewerblichen Mieters zur Entrich­tung der Miete nicht entfallen.

2.Die Covid-19-Pan­demie führt – vor­be­haltlich beson­der­er ver­traglich­er Vere­in­barun­gen – nicht zu ein­er Min­derung der Miete nach § 536 BGB.

3.Ebenso begrün­det diese Pan­demie keine vorüberge­hende Nichtigkeit des Mietver­trages nach § 134 BGB.

4.Der Anspruch des Ver­mi­eters auf Zahlung der Miete ent­fällt infolge der Pan­demie weit­er auch nicht nach §§ 326 Abs. 1, 275 BGB. Der Ver­mi­eter schuldet grund­sät­zlich nur die Über­las­sung des Mieto­b­jek­ts in einem zum ver­trags­gemäßen Gebrauch geeigneten Zus­tand. Die Erfül­lung dieser Leis­tung wurde durch die geset­zlichen und tat­säch­lichen Covid-19-Beschränkun­gen nicht unmöglich.

5.Die Beschränkun­gen der Covid-19-Pan­demie kön­nen jedoch nach § 313 BGB ein Recht zur Anpas­sung des Mietver­trages nach den Grund­sätzen über die Störung der Geschäfts­grund­lage begrün­den. Erforder­lich ist aber, dass das pan­demiebe­d­ingte Risiko nach dem Mietver­trag nicht ein­er Ver­tragspartei (allein) zugewiesen ist und das Fes­thal­ten an den vere­in­barten Regelun­gen zumin­d­est für eine Partei zu einem nicht mehr trag­baren Ergeb­nis führt. Let­zteres wird nicht ver­mutet, son­dern ist konkret darzule­gen und auf­grund ein­er umfassenden Inter­essen­ab­wä­gung festzustellen. Die Annahme ein­er „pauschalen Mietre­duzierung“ um 50 % auf­grund der Pan­demie ist damit nicht vere­in­bar (in Abwe­ichung zu OLG Dres­den, Urt. v. 24.02.2021 – 5 U 1782/20 –, ZMR 2021, 476 ff., KG Berlin, Urt. v. 01.04. 2021 – 8 U 1099/20 –, ZMR 2021, 579 ff. und zu OLG Köln, Urt. v. 14.05.2021 – 1 U 9/21 – BeckRS 2021, 16198, Rn. 26 ff.).

Weit­ere Infor­ma­tio­nen: http://www.justiz.nrw.de/nrwe/olgs/hamm/j2021/3…